Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Aus Oberbayern nach Oberschlesien

Seit Anfang Januar arbeitet Miriam Mähner als Kulturmanagerin des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) beim Bund der Jugend der Deutschen Minderheit (BJDM) in Oppeln. Im Interview mit Lucas Netter spricht die Historikerin und Politikwissenschaftlerin aus dem bayerischen Wolfratshausen über ihre neue Tätigkeit – und verrät, was beim BJDM in nächster Zeit auf der Agenda steht.

 

Miriam, seit einigen Wochen verstärkst Du als ifa-Kulturmanagerin den BJDM in Oppeln. Hast Du Dich schon ein wenig in Deiner neuen Umgebung eingelebt?

Definitiv! Ich muss auch sagen, dass es mir hier ziemlich leicht gemacht wird. Beim BJDM herrscht eine sehr freundschaftliche Atmosphäre, und ich wurde sofort herzlich aufgenommen. Auch von Oppeln habe ich einen positiven ersten Eindruck gewonnen. Ich habe schon ein paar Spaziergänge rund um das Zentrum unternommen und mir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten angesehen. Mir gefällt, dass die Stadt nicht so groß ist; so findet man sich leichter zurecht. Ich denke, dass ich mich hier sehr wohlfühlen werde.

Welche Aufgaben hast Du seit Deiner Ankunft beim BJDM übernommen?

Ich habe schon ein paar Posts für die sozialen Medien vorbereitet und kümmere mich momentan um den deutschsprachigen Teil der Webseite. Darüber hinaus habe ich einige Ausschreibungen für ein großes Projekt, das wir gerade planen, ausgefertigt – das internationale Sommercamp der deutschen Minderheiten, das im Juli in Warschau stattfinden wird. Der BJDM stellt das Camp gemeinsam mit dem Goethe-Institut in Krakau und dem ifa in Stuttgart auf die Beine.

Derzeit planen wir auch viele Projekte, die ab März durchgeführt werden. Ich habe gleich zu Beginn meiner Tätigkeit gemerkt, dass bei uns viel organisiert wird, oft auch mehrere Projekte gleichzeitig. Es muss immer koordiniert werden, wer sich um was kümmert. Im Rahmen meines Studiums konnte ich aber schon einige Erfahrungen im Projektmanagement sammeln, sodass mir die typischen Abläufe in den Grundzügen bereits bekannt sind.

Was hat Dich dazu bewogen, als ifa-Kulturmanagerin nach Oppeln zu gehen?

Im September 2023 habe ich mein Masterstudium der Ost-West-Studien an der Universität Regensburg beendet. Während des Studiums habe ich mich – neben Frankreich und Deutschland – viel mit Polen beschäftigt. Letztes Jahr hatte ich zudem die Möglichkeit, ein Praktikum am Deutschen Historischen Institut in Warschau zu absolvieren. Während dieser spannenden zwei Monate habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, sich stärker für die deutsch-polnischen Beziehungen zu engagieren – und dass ich dies gern auch im beruflichen Kontext machen würde. Deshalb habe ich die Augen offengehalten nach Stellenanzeigen im Bereich der deutsch-polnischen Zusammenarbeit; dabei bin ich auf die Ausschreibung vom ifa beziehungsweise dem BJDM gestoßen. Die Jobbeschreibung klang ganz toll, deshalb habe ich mich beworben – und zu meiner Freude auch eine Zusage bekommen.

Generell finde ich, dass Minderheiten ein wichtiger Faktor bei der Herstellung zivilgesellschaftlicher Verbindungen sind und dabei helfen, die bilateralen Beziehungen zu verbessern – auch oder besonders dann, wenn es politisch nicht so gut läuft, wie es ja zwischen Polen und Deutschland in der jüngeren Vergangenheit leider der Fall war.

Miriam Mähner
Miriam Mähner ist die neue ifa-Kulturmanagerin beim BJDM in Oppeln.
Foto: Matthias Eckel

Wusstest Du schon vor Deiner aktuellen Tätigkeit von der Existenz der deutschen Minderheit in Polen?

Die historischen Hintergründe waren mir bekannt, und ich wusste auch, warum es die deutsche Minderheit in Schlesien oder im früheren Ostpreußen heute noch gibt. Was mir aber vorher nicht bewusst war, ist, wie gut sie hier vor Ort organisiert ist. Ich kannte also die Ursprünge der Existenz der deutschen Minderheit in Polen, wusste aber nicht genau, wie sich dies heute äußert.

Gerade in Oppeln gibt es so viele Organisationen der deutschen Minderheit, die auch alle in der einen oder anderen Form zusammenarbeiten. Es ist dabei gar nicht so einfach, die ganzen Strukturen zu durchblicken; ich denke, ich brauche noch ein wenig Zeit, um mir einen Überblick zu verschaffen, welche Institution es wo gibt und wer für was zuständig ist.

Was hast Du Dir für Deine Tätigkeit als Kulturmanagerin vorgenommen? Was möchtest Du in den kommenden Monaten erreichen?

Momentan möchte ich erstmal richtig ankommen, mich einarbeiten und verstehen, wie hier alles funktioniert. Ansonsten stehen beim BJDM in diesem Jahr auch die Vorstandswahlen an. Im Zuge dessen ist geplant, die Strukturen generell zugänglicher und übersichtlicher zu machen. Deshalb möchte ich ein Organigramm über die Organisation erstellen, das dann hoffentlich bei der Jahresversammlung im Mai präsentiert werden kann.

Auch für eigene Projekte, die ich zusammen mit den Jugendlichen umsetzen möchte, habe ich schon ein paar Ideen. Hier kann ich aber noch nichts Genaueres verraten, da ich zunächst noch ausloten muss, wie viel Spielraum es zeitlich gibt.

Hast Du vielleicht auch selbst familiäre Wurzeln in Schlesien oder in einem anderen Teil des heutigen Polen?

Erst vor Kurzem – als ich mich dazu entschieden habe, die Stelle beim BJDM anzutreten – habe ich erfahren, dass meine Großtante Wurzeln in Pommern hat; die Familie meines Großvaters kommt ursprünglich aus dem Egerland im heutigen Tschechien. Aber um ehrlich zu sein, hat dieses Thema in meiner Familie nie eine große Rolle gespielt. Also, es war kein Tabuthema, sondern kam schlicht und ergreifend nicht oder nur selten auf.

Miriam, vielen Dank für dieses Gespräch.

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