Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Die Tzchochaburg

Die Grenzen zwischen historischen Regionen verlaufen oft entlang von Flüssen und Bergketten und bieten auf diese Weise Gelegenheiten, interessante Ecken zu besuchen. Nicht anders ist es mit der Grenzregion im Isergebirgs-Vorland, die wir diesmal besuchen.

Auf dem Staudamm überqueren wir nochmals die Queis und verlassen letztendlich den Perlenweg. Wieder befinden wir uns in der Oberlausitz. Die nächste halbe Stunde ist ein angenehmer Spaziergang, zuerst am Ufer des Stausees entlang und dann durch eine Weidelandschaft. Auf diese Weise kommen wir an der Tzschochaburg an.

Zwischen der populären Märchenburg…

Es handelt sich um ein imposantes Bauwerk, dessen Geschichte bis tief ins Mittelalter zurückzuverfolgen ist. Die ursprüngliche Burg wurde wahrscheinlich Anfang des 14. Jahrhunderts durch die Fürsten von Schweidnitz (Świdnica) und Jauer (Jawor) errichtet. Der Bau stand auf dem sogenannten Eibenhügel und ragte majestätisch über das Queistal. So fiel sie ins Auge des Dresdner Tabakproduzenten Ernst Gütschow, der 1909 das ganze Anwesen für 1,5 Millionen Mark erwarb. Für weitere 4 Millionen Mark wurde die Burg im neugotischen Stil ausgebaut. Es wurden mehrere Geheimwege eingebaut, eine Bibliothek mit 25.000 Bänden eingerichtet und eine Schatzkammer, in der später angeblich die Kronjuwelen der Romanow-Dynastie ruhten. Schon in den 1920er Jahren war die Tzschochaburg ein populäres, von Legenden umwobenes Touristenziel.
Heute befindet sie sich im Besitz des polnischen Verteidigungsministeriums. Sie dient als Hotel, man kann sie auch besichtigen. Eine Führung mitzumachen ist ein absolutes Muss und ein echtes Erlebnis. Nachdem wir uns die Burg ganz genau angeschaut haben, folgen wir den gelben Zeichen zurück bis zur Talsperre. Hier betreten wir nun den blauen Wanderweg, der uns zurück bis Marklissa (Leśna) führen wird.

Ihre jetzige Gestalt verdankt die Tzschochaburg dem Tabakproduzenten Ernst Gütschow. Foto: Łukasz Malkusz

…und der vergessenen Ruine

Nach wenigen Minuten befinden sich links die Adlerfelsen. Es handelt sich um zwei interessante Aussichtspunkte, die ein wunderschönes Panorama des 50 Meter tiefer gelegenen Queistals bieten. Ein kleines Stückchen weiter kommen wir an der Zangenburg vorbei. Es ist ein relativ unauffälliger Hügel, der zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert Standort einer Ritterburg war. Diese wurde wahrscheinlich während der Hussitenkriege vernichtet. Bis zum 19. Jahrhundert stand hier noch eine romantische Ruine, von der heute nichts mehr übrig ist. Ein düsterer Epilog ihrer Geschichte war der Zweite Weltkrieg, als hier eine Filiale des KZ Groß-Rosen eingerichtet wurde. Bis heute sind sechs Stollen erhalten, die durch die Häftlinge gegraben wurden. Auf eigene Faust sollte man sie auf keinen Fall erkunden. Erstens ist dies gefährlich und zweitens sind sie Zufluchtsort seltener Fledermausarten.
Nachdem wir insgesamt 45 Minuten lang den blauen Zeichen gefolgt sind, erreichen wir wieder das Stadtzentrum von Marklissa. Unser Spaziergang entlang der Grenze der zwei Regionen dauert etwa 2,5 Stunden. Dazu sollte man aber auf jeden Fall noch etwas Zeit für die Burgbesichtigung dazurechnen, man kann also einen ganzen Vor- oder Nachmittag einplanen. Der Höhenunterschied beträgt dabei über 200 Meter. Diese sind jedoch relativ gleichmäßig auf die 8,3 Kilometer lange Strecke verteilt und erschweren die ruhige Wanderung kaum.

Łukasz Malkusz

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