Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

Jahresrückblick 2023

Wie war das Jahr 2023 für die Deutschen in Polen? Das fragten wir Aktivisten der Deutschen Minderheit in Polen, Politiker und Diplomaten. 

Fröhlich und vielversprechend
Das vergangene Jahr war ein besonderes Jahr für mich, denn es markierte das Ende meiner 18-jährigen Amtszeit im polnischen Parlament. Ich habe nicht vor, in der Privatsphäre meines Zuhauses zu bleiben. Ich möchte weiterhin in der Öffentlichkeit aktiv sein und meine langjährigen Erfahrungen und Kontakte zum Wohle der Menschen in der Woiwodschaft Oppeln einsetzen. Dieses Ziel nehme ich mit Zuversicht und Optimismus ernst.

Doświadczenie, które Ryszard Galla zdobył na przestrzeni minionych lat, jest olbrzymie, bo nie tylko przez 18 lat był parlamentarzystą, ale też działał jako samorządowiec.
Foto: J. S.

Auch die vergangenen Wochen waren für mich optimistisch. Vor allem, weil wir in Polen nun wieder den Wind der Demokratie und des Europäertums spüren. Insbesondere jetzt, wo wir zwei Monate nach den Parlamentswahlen bereits eine neue Regierung haben, für die die Wähler gestimmt haben, indem sie klar und entschieden gesagt haben: Schluss mit dem Regierungsstil der letzten acht Jahre!

Mit dem Regierungswechsel haben die Bürger Polens ein Zeichen gesetzt: Wir wollen ein demokratisches, europäisches Land sein und eine wichtige Rolle in der Europäischen Union und auf dem Kontinent spielen. Sehr ermutigend finde ich auch den großen Optimismus, der von der neuen Regierung und den Parlamentsbänken ausgeht. Ich mache keinen Hehl daraus, dass dies für mich und, wie ich glaube, auch für die Bürger der Republik ein vielversprechender Moment ist.
Allen Wählern und Lesern des„Wochenblatt.pl“ möchte ich zu diesem besonderen Zeitpunkt, da die Weihnachtszeit naht und das neue Jahr bald beginnt, ein gesundes, frohes Weihnachtsfest und ein glückliches Jahr 2024 wünschen. Ich vertraue darauf, dass es für Sie ein Jahr der positiven Ereignisse und Entwicklungen sein wird, dass die nächsten 12 Monate für uns Bürger nur positive Farben haben werden.

Ryszard Galla

 

Zeit
Das Jahr 2023 – egal, ob man es in Wochen, Monaten oder Tagen betrachtet – war eine kurze Zeit, um alle Vorhaben zu realisieren. Klar: Zeit ist sehr wichtig, denn jedes Mitgliedunseres Vorstands ist berufstätig, und dem Verein schenkt man die Frei- und Familienzeit – gut, wenn man das irgendwie verknüpfen kann.

Unsere Familien sind bewusst mit der deutschen Minderheit eng verbunden, sei es im Rahmen der Chorproben, derTanzgruppe, bei den Samstagskursen und Workshops oder bei anderen Veranstaltungen.
Unser Chorist seit den Anfängen unserer Gesellschaft aktiv. In diesem Jahr haben wir die dritte CD herausgegeben; außerdem wurdenunsere Sängerinnen und Sängerunter anderem zum „Bochumer Musiksommer“ eingeladen, wo sie in Begleitung unserer Jugendband aufgetreten sind.

Chór Mniejszości Niemieckiej w Nidzicy (Neidenburg) na tegorocznym Lecie Muzycznym w Bochum
Fot. Nidzickie Stowarzyszenie Mniejszości Niemieckiej/facebook.com

Es ist uns zudem gelungen,die Kinder nach der Pandemiezeit wiederfür die Tanzgruppe zu begeistern. Beim Kinderweihnachtsfest am 10. Dezember hatten sie ihren großen Auftritt.
Der Samstagskurs ist ebenfalls gut besucht– und bietet den Kindern, die zusammen Deutsch lernen und sich auch gut integrieren, eine wunderbare Zeit.Genauso wichtig sind die Menschen, denen man die eigene Zeit widmet.Und auch die Finanzierung spielt eine sehr große Rolle, denn nur mit Willen, aber ohne Geld wären wir nicht an dem Punkt, wo wir heute sind.

Sabina Reguła, Vorsitzende der Neidenburger Gesellschaft der Deutschen Minderheit

 

Z perspektywy ambasady

Drodzy Czytelnicy, drodzy członkowie mniejszości niemieckiej w Polsce,
kilka miesięcy, które do tej pory mogłem spędzić w Polsce, wywarło na mnie ogromne wrażenie, np. dzięki rekordowej frekwencji w wyborach parlamentarnych i niezwykle gęstej sieci stosunków polsko-niemieckich, która pomimo pewnych sporów politycznych nadal jest mocna i rośnie. Mam nadzieję, że w 2024 r. będziemy kontynuować liczne wypróbowane i przetestowane dwustronne partnerstwa, projekty i struktury, a jednocześnie wspólnie rozwijać nowe pomysły!

ViCtor Elbling
Foto: Deutsche Botschaft Warschau

Październikowe wybory mają konsekwencje dla mniejszości niemieckiej: po raz pierwszy od 1991 r. nie ma ona już bezpośredniego posła na Sejm. To bolesne. Chcę jednak zapewnić, że będziemy nadal bronić interesów mniejszości niemieckiej w rozmowach z polskim rządem i w naszych rozmowach z posłami! Zwłaszcza teraz możemy i powinniśmy śmiało podkreślać mocne strony mniejszości niemieckiej zarówno wewnętrznie, jak i zewnętrznie. Jest ona ważnym filarem stosunków polsko-niemieckich.

Wspólnie możemy pomóc w kształtowaniu kwestii istotnych dla całej Polski, czy będą to wyzwania związane z wojną Rosji przeciwko sąsiadującej z Polską Ukrainie, przyszłość Unii Europejskiej i jej zdolność do działania, czy też dalsze wysiłki na rzecz świadomej polityki pamięci historycznej. Nadchodzący rok daje ku temu kilka okazji: będziemy obchodzić 85. rocznicę napaści Niemiec na Polskę na początku II wojny światowej i 80. rocznicę wybuchu powstania warszawskiego, ale także kilka wspaniałych rocznic: 25 lat od przystąpienia Polski do NATO i 20 lat od przystąpienia Polski do Unii Europejskiej – by wymienić tylko kilka z wielu rocznic w 2024 r.

Podejdźmy do tego czasu razem i z ufnością!
Viktor Elbling, ambasador Niemiec w Polsce

 

Eine Zeit vieler Begegnungen
Das Jahr 2023 war eine Zeit sehr intensiver Arbeit und vieler Begegnungen. Für die deutsche Minderheit war es eine Zeit vieler fantastischer Kultur- und Bildungsinitiativen, um nur die 20 „Deutschen Kulturtage im Oppelner Schlesien“ zu nennen. Andererseits ist es uns nicht gelungen, bei den Parlamentswahlen einen Abgeordneten zu stellen, obwohl die demokratische Opposition gewonnen hat, sodass wir alle glücklich sind, weil wir hoffen, dass die Dinge nun besser werden.

Zuzanna Donath-Kasiura, wicemarszałkini województwa opolskiego
Quelle: ZDK

Es ist für uns auch eine Zeit des Nachdenkens: Was muss sich ändern, wie müssen wir mit den Angehörigen der deutschen Minderheit und all jenen sprechen, denen die Multikulturalität unserer Region sehr am Herzen liegt. Trotz gewisser Unterschiede verbindet uns alles, was mit der schlesischen Kultur unserer Region zusammenhängt, d. h. ein Arbeitsethos, unser Bekenntnis zum Glauben und einfach dazu, ein guter Mensch zu sein. All dies macht das zu Ende gehende Jahr zu einer Zeit vieler Begegnungen und für mich zu einer großen Motivation, mich sehr gut auf das neue Jahr und die bevorstehenden Kommunalwahlen vorzubereiten, die für uns sehr wichtig sind.

Als Kommunalbeamte auf Gemeinde-, Kreis- und Woiwodschaftsebene zeigen wir, dass wir sehr gute Verwalter sind. Wir haben nicht nur ein Arbeitsethos, sondern auch eine Liebe zur Ordnung, zur Regelmäßigkeit und eine Vision für die Entwicklung unserer Region – einer Region, die offen ist und dabei jeden in seiner ihm eigenen Persönlichkeit respektiert. Ich bin überzeugt, dass die Menschen in unserer Woiwodschaft dies zu schätzen wissen. Ich würde mir wünschen, dass sich dies auch darin widerspiegelt, dass sie für uns stimmen werden. Dass sie diejenigen wählen werden, denen es wichtig ist, unsere Region weiterzuentwickeln, den anderen und die Vergangenheit zu respektieren, aber auch, einen modernen Ort zum Leben, zum Arbeiten und zum Entspannen zu schaffen.

Zuzanna Donath-Kasiura, Vizemarschallin der Woiwodschaft Oppeln

 

Deutschunterricht
Es war ein Jahr voller Sorgen und Herausforderungen für die Deutschen in Polen. Die am 4. Februar 2022 durch eine offizielle Verordnung eingeführte Diskriminierung der ca. 55.000 Kinder der deutschen Minderheit an den polnischen Schulen hat uns über das Jahr hinweg beschäftigt. Trotz der Gespräche mit dem Bildungsminister Przemysław Czarnek Ende 2022 in Warschau und schließlich am 22. Januar 2023 im Sitz des Verbandes deutscher sozial-kulturellen Gesellschaften in Oppeln und trotz der Versprechen des Ministers, die diskriminierende Verordnung rückgängig zu machen, hat sich an der Tatsache, dass die Kinder anstatt drei Stunden nur noch eine Stunde Deutschunterricht als Minderheitensprache an den Schulen hatten, im Schuljahr 2023/2024 nichts geändert.

Rafał Bartek
Foto: R.Urban

Einen Lichtblick in diesem Bereichverschafften die Bürgermeister, die vor allem in der Woiwodschaft Oppeln dafür gesorgt haben, dass die Kinder zusätzliche Unterrichtsstunden, aus dem Haushalt der Gemeinden finanziert, erhielten. In dem größten Siedlungsgebiet der Deutschen waren es 40 Gemeinden. Leider sah es in den anderen Regionen der deutschen Minderheit nicht so gut aus. In der Woiwodschaft Schlesien waren es lediglich wenige Gemeinden, die sich für zusätzliche Unterrichtsstunden entschieden haben und aus der Region Ermland-Masuren haben wir diesbezüglich keine einzige positive Nachricht erhalten.

Nun, nach den Parlamentswahlen im Oktober gibt es einen Lichtblick. Die Tatsache, dass die Oppositionsparteien die Wahl gewonnen und dabei versprochen haben, zur Rechtsstaatlichkeit und zu demokratischen Werten zurückzukehren, scheint fast eine Garantie dafür zu sein, dass auch die Diskriminierung der Kinder der deutschen Minderheit schnell ein Ende haben wird.

Rafał Bartek, Vorsitzender des Verbandes deutscher Gesellschaften in Polen

 

Von Erfolgen und Sorgen
Das ablaufende Jahrwar für die Allensteiner Gesellschaft Deutscher Minderheit (AGDM) von vielfältigen Aktivitäten und bedeutenden Fortschritten geprägt. Die Organisation hat sich weiterhin intensiv für die Anliegen der deutschen Minderheit eingesetzt und zahlreiche Projekte erfolgreich umgesetzt.

Die Allensteiner Gesellschaft hat im vergangenen Jahr eine Vielzahl kultureller Veranstaltungen auf die Beine gestellt, die die Traditionen und Werte der deutschen Minderheit in der Region gefördert haben. Dazu gehörten jährlich durchgeführte Projekte,wie dieDeutschkurse auf allen Sprachniveaus und für alle Altersgruppen, die Sommerferien mit der deutschen Sprache, die Monatsschrift „Allensteiner Nachrichten“, der Tag der nationalen und ethnischen Minderheiten sowie der Weihnachtsmarkt.

Zudem versuchen wir jedes Jahr, ein neues und abwechslungsreiches Projektangebot zu realisieren. Im Jahr 2023 ist es uns gelungen,das ganzjährige Projekt „Webekunst – Vor dem Vergessen bewahren“ umzusetzen, das sich eines großen Erfolgs erfreute. Im Rahmen dieses Projekts trifft sich eine Gruppe von Frauen, die gemeinsam an Webestühlen und -rahmen weben; sie sprechen und singen auf Deutsch. Die Workshopleiterin erzählt den Projektteilnehmerinnen auf Deutsch von den alten Sitten und Bräuchen. Das Projekt soll fortgesetzt werden. Darüber hinaus wurden zwei Ausstellungen vorbereitet.

Foto: Anna Kazańska z uczestnikami projektu „Dobry niemiecki = poprawny niemiecki”
Fot. AGDM w Olsztynie

Die AGDM fokussiert ihre Arbeit auf Zielgruppen jeden Alters. Vor allem versuchen wir, Jugendliche und junge Erwachsene zu erreichen und sie für die deutsche Minderheit zu begeistern. Im Jahr 2023 fand das erfolgreiche Projekt „Gutes Deutsch = korrektes Deutsch“ statt, das sich der Förderung der deutschen Sprache und Rechtschreibung widmete. Dieses bedeutende Vorhaben bot den jungen Teilnehmern die Möglichkeit, ihre Sprachkenntnisse zu vertiefen und ihre Fähigkeiten im Bereich der Rechtschreibung zu stärken.

Ein weiterer Schwerpunkt der AGDM-Tätigkeiten lag auf Bildungsinitiativen, die die Sprachkenntnisse und Bildungschancen der Mitglieder der deutschen Minderheit verbessern sollten. In diesem Sinne hat die Allensteiner Gesellschaft sowohl Sprachkurse angeboten, als auch Schul- und Universitätspartnerschaften unterstützt.Im Haus Kopernikus, dem Sitz der AGDM, finden jährlich verschiedene Kultur- und Sprachaktivitäten statt.

Aus der Perspektive der Kultur- und Projektaktivitäten blicken wir sehrpositiv auf das Jahr 2023 zurück. Sorge bereitet uns hingegen die natürliche Situation, dass die ältesten Mitglieder unserer Gesellschaft uns verlassen. Wir verlieren Zeugen der Geschichte. Natürlich ist es auch eine Herausforderung,weiterhin Jugendliche für die Gesellschaft zu gewinnen. Diejenigen, die aktiv sind, nehmen oft ein Studium in einer anderen Stadt auf – und beenden in der Folge ihre aktive Beteiligung am Gesellschaftsleben.

Im Rückblick zeigt sich, dass die Allensteiner Gesellschaft Deutscher Minderheit im vergangenen Jahr bedeutende Fortschritte erzielt hat. Durch ihre vielfältigen Aktivitäten hat sie nicht nur die kulturelle Identität der deutschen Minderheit gestärkt, sondern auch einen wichtigen Beitrag zum interkulturellen Verständnis und zur sozialen Integration in der Region geleistet. Der Ausblick auf das kommende Jahr verspricht weitere spannende Projekte und ein weitergehendes Engagement für eine lebendige und gestärkte Gemeinschaft.

Anna Kazańska, Allensteiner Gesellschaft Deutscher Minderheit (AGDM)

 

Wir sind einander zu wichtig

2023 warfür mich ein Jahr, in dem ich schöne Momente einer deutsch-polnischen Zuversichterfahren habe. Dies hat mich in meinenvielen Begegnungen, gerade auch mit Angehörigen der deutschen Minderheit, immer wieder beeindruckt.Wir sind einander einfach zu wichtig. Unsere gemeinsamen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Werte und Interessen verbinden uns auf das Engste.

Spätestens seit Russlands Angriff auf die Ukraine ist klar, dass die Sicherheit Mittel- und Osteuropas auch für unsere Sicherheit in Deutschland essenziell ist.Gewiss: dieses Jahr kämpften die Ukrainer weiter einen schweren Abwehrkampf. Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel droht im Nahen Osten ein Flächenbrand. Die Türkei, Syrien und Marokko wurden von heftigen Erdbeben erschüttert.

Martin kremer
Foto: UM Poznań

Aber nach den Parlamentswahlen in Polen haben wir jetzt die Chance, neue Impulse in unseren Beziehungen zu setzen und ein neues Kapitel in unseren Beziehungen aufzuschlagen – unsere Zivilgesellschaften zu stärken und intensiver miteinander zu vernetzen, sie resilienter zu machen – gegen Populismus und gegen diejenigen, die unsere Freundschaft in Frage stellen.
Entscheidend sind jetzt die Orte, an denen unsere Kooperation am greifbarsten ist: dort, wo die Minderheit lebt, in den Grenzregionen. Dort müssen wir jetzt genau schauen, was wir tun können, um die Vernetzung in diesen Regionen weiter zu verbessern – sei es beim Deutschunterricht, in der Anbindung und Infrastruktur oder im Gesundheitsbereich.

Martin Kremer
Deutscher Generalkonsul in Breslau
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