Mit Dr. Bernd Fabritius, dem Bundesbeauftragten für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, der ab kommenden Samstag die Deutsche Minderheit in Polen besuchen wird, sprach Rudolf Urban
Die Schlesien-/Polenreise ist nicht Ihr erster Besuch bei der deutschen Minderheit in Polen, es ist aber Ihr erster Besuch als Bundesbeauftragter für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten. Welchen Schwerpunkt setzen Sie sich also für diese Reise ?
Als Bundesbeauftragter bin ich zentraler Ansprechpartner für sämtliche Interessen deutscher Minderheiten. Über Schwerpunkte meiner Tätigkeit entscheide ich nicht nur an meinem Schreibtisch. Vielmehr suche ich intensiven Kontakt zu all denjenigen, die Verantwortung für das Wohlergehen der deutschen Minderheit tragen. Deshalb freue ich mich auf Gespräche mit dem Oppelner Marschall Andrzej Buła und anderen Verantwortlichen vor Ort. Viele Eindrücke erhalte ich sicherlich auch aus den Gesprächen mit den verschiedenen Organisationen der deutschen Minderheit, die die Besorgnisse, aber auch die Leistungen der deutschen Minderheit in allen Einzelheiten kennen.
Schließlich werde ich Erzbischof Alfons Nossol und Bischof Andrzej Czaja treffen und mich mit ihnen über die Bedeutung religiöser Verankerung für die Identität der deutschen Minderheit austauschen. Ebenso bin ich gespannt auf die Erfahrungen des Konsulates in Oppeln. Für mich ist zudem gerade auch der unmittelbare Kontakt zu den vielen Angehörigen der deutschen Minderheit vor Ort in den Begegnungsstätten wichtig; hierzu gehört vor allem die Frage „Wie geht es Ihnen?“ und die sich daran anschließenden Gespräche.
Lassen Sie mich deshalb Ihre Ausgangsfrage so beantworten: Nicht ich setze die Schwerpunkte für diese Reise, sondern meine Gesprächspartner! Ich freue mich auf inspirierende Anregungen!
Während Ihrer Reise nach Polen besuchen Sie die Deutschen in der Oppelner Region. Bleibt es nur dabei, oder werden Sie auch die Deutschen in anderen Regionen besuchen?
Der erste Besuch als Bundesbeauftragter nach Schlesien führt mich über Breslau, Oppeln, Ratibor bis nach Krakau. Dort besteht die Möglichkeit zu vielen Begegnungen in der bei uns allen knapp gewordenen Zeit kurz vor Weihnachten.
Ich werde bestimmt Angehörige der deutschen Minderheit in Polen in meiner Amtszeit mehrmals besuchen. Hierzu gehört selbstverständlich der Besuch möglichst vieler Regionen, in denen sie leben. Nur so kann ich mir ein vollständiges Bild machen und mich für passgenaue Verbesserungen einsetzen. Mir ist bewusst, dass regionale Unterschiede und damit unterschiedliche Bedarfe bestehen. Deshalb sind weitgehend flächendeckende Besuche zwingende Voraussetzung für meine Arbeit.
Wie betrachten Sie, von außen gesehen, die Lage der Deutschen in Polen im Hinblick auf die angespannten deutsch-polnischen Beziehungen seit drei Jahren?
Der polnische Staat hat sich in der Vergangenheit zu seiner deutschen Minderheit bekannt. Dies ist in verschiedene Normen – in der eigenen Gesetzeslage, im Nachbarschaftsvertrag mit der Bundesrepublik Deutschland und der darauffolgenden gemeinsamen Erklärung sowie in EU-Vereinbarungen – niedergelegt. Losgelöst von unterschiedlichen Auffassungen in Einzelfragen setze ich auf einen konstruktiven Dialog und bin zuversichtlich, dass Ergebnisse für die deutsche Minderheit gefunden werden, die für alle Seiten annehmbar sind und den Geist dieser Regelungswerke reflektieren.
Das Wochenblatt.pl berichtet ausführlich über den Besuch von Dr. Bernd Fabritius in der Printausgabe am 14.12.2018