Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Minister antwortet

Am Montag startete die deutsche Minderheit eine neue Kampagne unter dem Motto “Gebt den Kindern die Sprache zurück”, um daran zu erinnern, dass die Anzahl der Stunden für Deutsch als Minderheitensprache seit mehr als einem Jahr auf eine Stunde pro Woche reduziert worden ist. Als Reaktion auf diese Kampagne beantwortete der Bildungsminister Przemyslaw Czarnek fünf Fragen, die ihm die Minderheit bereits im März dieses Jahres gestellt hatte.

 

Bildungsminister Przemysław Czarnek kam zu Gesprächen in den Sitz des Verbandes deutscher Gesellschaften.
Foto: Rudolf Urban

 

Bei einem Treffen mit Vertretern der deutschen Minderheit im Januar erklärte Minister Przemysław Czarnek, dass er so bald wie möglich zu 3 Stunden Deutsch zurückkehren werde, was er auch in einem Interview mit Wochenblatt.pl bestätigte. „Wir müssen das System der Verteilung und des Transfers von Mitteln für den Unterricht der Minderheitensprache als Muttersprache ändern. Daher muss und wird eine Arbeitsgruppe im Bildungsministerium gebildet werden, die dem Gemeinsamen Ausschuss der Regierung und der nationalen und ethnischen Minderheiten einige Lösungen zur Änderung dieses Finanzierungssystems vorschlagen wird. Und dieser Lösungsvorschlag, der das System modifiziert und effektiver macht, zur größeren Zufriedenheit aller Minderheiten, wird bedeuten, dass wir in sehr kurzer Zeit zu einer gleichen Anzahl von Unterrichtsstunden für die Minderheitensprache als Muttersprache für alle Minderheiten in Polen zurückkehren können“, sagte am 22. Januar Przemysław Czarnek.

 

Fragen an Bildungsminister Czarnek
Foto: Rudolf Urban

 

Lösungen wurden jedoch nicht präsentiert und die deutsche Minderheit hat, wie der Abgeordnete Ryszard Galla bestätigte, keine konkreten Informationen über die Umsetzung der Erklärung des Ministers erhalten. Daher wandte sich der Verband deutscher Gesellschaften im März mit fünf Fragen an Minister Czarnek, die er erst jetzt in den sozialen Medien beantwortet hat, und zwar im Bezug auf die Kampagne “Gebt den Kindern die Sprache zurück”.

 

Fragen und Antworten

 

 

Die erste Frage bezog sich auf das Schicksal der Petitionen zum Deutschunterricht, die an den Bildungsminister gerichtet waren, worauf Minister Czarnek antwortete: “Wenn 120 Millionen Zloty pro Jahr für den Unterricht von Deutsch als Muttersprache eine Diskriminierung sind, wie nennen Sie dann 0 Euro aus Deutschland für den Unterricht von Polnisch als Muttersprache für Polen in Deutschland?”

Eine andere Frage bezog sich auf die Deklaration zur raschen Wiederherstellung der 3 Stunden Deutschunterricht. “Die Deklaration ist in Arbeit – wenn Sie zumindest versuchen, Ihre deutschen Landsleute in Deutschland davon zu überzeugen, dass es nicht fair ist, Polen zu diskriminieren, dann werde ich auch weitere Maßnahmen ergreifen.  Das war die Vereinbarung”, antwortet Przemyslaw Czarnek.

Die Minderheit fragte auch nach den Lehrern, die wegen der Reduzierung der Deutschstunden ihren Arbeitsplatz verloren haben, worauf der Minister antwortete: “Sie arbeiten weiter, weil 120 Millionen Zloty nach Ihren Erklärungen für die Bildung der deutschen Minderheit ausreichen (Deutsch als Muttersprache für deutsche Kinder, polnische Bürger 3 Stunden)”.

Und auf die Frage, ob Kinder, die einer bestimmten Minderheit angehören und eine bestimmte Minderheitensprache erlernen wollen, diskriminiert werden, verwies der Minister auf die Antworten zu den Fragen eins und drei.

Schließlich fragte die deutsche Minderheit den Minister nach der Zukunft der jungen Menschen, denen das Recht auf Bildung verwehrt wird. “In Polen gibt es Arbeitsplätze für alle. Daher die Entwicklung von z.B. Branchenkompetenzzentren und die höhere Berufsausbildung. Das gilt auch für die deutsche Minderheit”, antwortete Przemyslaw Czarnek.

 

Kommentar der Minderheit

 

VdG-Vorsitzender Rafał Bartek
Foto: Lucas Netter

 

Wir baten den Vorsitzenden des Verbandes deutscher Gesellschaften in Polen, Rafal Bartek, um einen Kommentar zum Beitrag des Bildungsministers: „Es ist erstens interessant, wie der Minister mit uns kommuniziert, denn wir haben keine Antwort auf unser Schreiben an ihn bekommen, sondern er äußerte sich per Twitter zu den fünf Fragen zur Diskriminierung, die wir in Form eines Banners der Öffentlichkeit präsentierten. Das ist schade, dass sich der Minister nicht zu seiner eigenen Deklaration erklärte, denn er hat ja bei dem Treffen mit uns versprochen, die Diskriminierung in nächster Zeit zurückzunehmen.

Zweitens sind es auch keine Antworten auf die Fragen die wir gestellt haben. Das ist das Traurige an der Sache, dass ein polnischer Minister, der auch zuständig ist für die über 55 Tausend diskriminierten Schüler diese Tatsache der Diskriminierung missachtet, sich aber darauf beruft, dass die deutsche Seite etwas nicht realisiert. Ich weiß nicht, ob er gleichzeitig Außenminister ist, wir sind es nicht und fühlen uns auch in diese Sache nicht zuständig. Bei bilateralen Fragen sollte Minister Czarnek an anderer Stelle nachhaken, aber an erster Stelle ist er zuständig für Kinder, die polnische Schulen besuchen und wir sind auch polnische Staatsbürger und die Frage nach der Diskriminierung dieser Kinder beantwortet er nicht.“

Rudolf Urban

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