Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

Sejmwahlen: Schädliche Entscheidung

Das Thema Deutschunterricht ist in letzter Zeit eines der wichtigsten Themen für die deutsche Minderheit. Die Wiedereinführung des Unterrichts von Deutsch als Minderheitensprache auf drei Stunden – wie bei anderen Minderheiten üblich – ist auch einer der Punkte des Wahlprogramms des Wahlkomitees der deutschen Minderheit.

 

Es ist kein Zufall, dass das Wahlkomitee heute in Guttentag eine Pressekonferenz zum Thema Deutschunterricht organisiert hat. Diese Gemeinde ist eine von 54 Gemeinden in der Woiwodschaft Oppeln, in denen die Schüler drei Stunden pro Woche Deutschunterricht als Minderheitensprache besuchten. Nachdem mit Stimmen der Abgeordneten von Recht und Gederchtigkeit sowie Kukiz 15 im Haushalt 2022 die Bildungssubvention verringert wurde, veröffentlichte der Minister für Bildung und Wissenschaft, Przemysław Czarnek, im Februar 2022 eine Verordnung, die polnische Bürger, insbesondere Kinder, die Deutsch als Minderheitensprache lernen, offen diskriminiert. Die Regelung sieht vor, dass Sprache nur eine Unterrichtsstunde wöchentlich betragen wird, während andere nationale und ethnische Minderheiten in Polen ihre Sprache weiterhin drei Unterrichtsstunden pro Woche lernen können.

 

Mehr zur Situation seit Februar 2022 lesen Sie HIER.

 

Als Reaktion darauf beschlossen die Bürgermeister vieler Gemeinden in der Woiwodschaft Oppeln, ein oder zwei Unterrichtsstunden aus eigenen Haushalten zu finanzieren. Dies war auch in Guttentag der Fall. „Als wir erfuhren, dass Bürgermeister Andrzej Jasiński nicht vorhat, in diesem Schuljahr wieder eine zusätzliche Stunde Deutsch zu finanzieren, wie es letztes Jahr der Fall war, hat die deutsche Minderheit in der Gemeinde Guttentag einen schriftlichen Antrag gestellt, die Finanzierung für die zusätzliche Stunde beizubehalten“, sagt Mattheus Czellnik, Vorsitzender des DFK Guttentag, und berichtet über die nächsten Schritte in dieser Angelegenheit: „Dieses Thema wurde im Bildungsausschuss des Stadtrats von Guttentag angesprochen, es wurde jedoch keine verbindliche Entscheidung getroffen. Um die Eltern zu unterstützen, warteten Angehörige der Deutschen Minderheit nicht auf die Entscheidung und sammelten initiativ Unterschriften für eine Petition, die die Finanzierung des Deutschlernens für Kinder forderte. 1.169 Einwohner unterzeichneten die Petition und sie wurde am 24. Juli dem Bürgermeister übergeben. Schließlich gab der Bürgermeister in der Stadtratssitzung am 31. Juli 2023 bekannt, dass er beschlossen habe, eine zusätzliche Unterrichtsstunde Deutsch als Minderheitensprache in den Klassenstufen I–III beizubehalten. In älteren Klassen wird es jedoch keine zusätzlichen Stunden geben. Der Bürgermeister begründet dies mit fehlenden Haushaltsmitteln, ohne dabei auf den Bürgerwillen und das Wohl der Kinder zu achten. Wir geben jedoch nicht auf. Wir haben im Rahmen einer Bürgerinitiative einen Beschlussentwurf vorgelegt, in den wir die Finanzierung einer zusätzlichen Stunde Deutsch durch die Gemeinde fordern. Wir warten auf die Prüfung unseres Antrags und die Annahme unseres Beschlusses. Wir glauben an den gesunden Menschenverstand und den guten Willen unserer Stadträte“.

 

Über die Stadtratssitzung vom Juli lesen Sie HIER.

 

Während der Pressekonferenz äußerte sich auch Rafał Bartek, Vorsitzender der Sozial-Kulturelen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien und Kandidat der Minderheit für den Sejm, zur Entscheidung der Guttentage Behörden. „Diese Entscheidung ist sehr schädlich für unsere Gemeinschaft und vor allem für die Kinder, die jetzt nur noch minimal Deutsch lernen. Wir streben die Aufhebung dieser diskriminierenden Regelung an. Während diese Regelung in Kraft ist, sprechen wir mit den Kommunen, damit diese die Finanzierung der zwei entzogenen Stunden übernehmen können. Derzeit zahlen 40 Gemeinden in der Woiwodschaft Oppeln zwei oder eine Stunde extra, wofür wir äußerst dankbar sind. Es gibt jedoch Gemeinden, in denen diese Unterstützung fehlt, wie zum Beispiel die Gemeinde Guttentag – sagte Rafał Bartek.

Bernard Gaida, ehemaliger Vorsitzender des Verbandes Deutscher Gesellschaften in Polen und Einwohner von Guttentag, appelliert an die Gemeindeverwaltung: „Der Staat verletzt die Menschenrechte im ganzen Land und damit auch in unserer Gemeinde. Der Versuch, systemisch diskriminierende Gesetze abzuschaffen, sollte eine der Prioritäten der Gemeinde sein. Es geht auch um die Reihenfolge der Werte. Wenn jemand diskriminiert wird, sollte der Versuch, die Auswirkungen dieser Diskriminierung zu beseitigen, in die Werteskala aufgenommen werden. Wenn wir eine solche Ordnung nicht anstreben, sollten wir uns fragen, wo wir als Gesellschaft stehen, ob wir nicht Rückschritte in der zivilisatorischen Entwicklung machen“.

 

Bei der Pressekonferenz in Guttentag (von links): M. Czellnik, B. Kaczmarczyk, S. Kus, R. Bartek, B. Gaida
Foto: KWWMN

 

Sylwia Kus, Sekretärin des SKGD und ebenfalls Kandidatin der Minderheit für den Sejm, betont auch die Bedeutung von Sprachkenntnissen: „Wir haben viele Beispiele dafür, dass eine gut beherrschte Sprache ein absoluter Vorteil auf dem Arbeitsmarkt ist. Das bedeutet auch, dass in einer Region, die mit demografischen Problemen zu kämpfen hat, die meisten jungen Menschen dort bleiben können und wissen, dass sie dort einen guten Job, eine angemessene Bezahlung und Entwicklungsmöglichkeiten finden. Uns, den Kommunalverwaltungen, den Bewohnern dieser Region, sollte es am meisten am Herzen liegen, sicherzustellen, dass die nächsten Generationen Deutsch sprechen können. Vor allem, um unsere Identität und Kultur und damit die Besonderheit dieser Region zu bewahren. Schade, dass nicht alle Gemeindeverwaltungen dies verstehen.

ru

 

Show More