Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

Die Gedanken sind frei

Europa der Regionen in Oberschlesien

Auf der Webseite der FUEN kann man lesen: „Ein ‚Europa der Regionen‘ war die Idee der Europäischen Kommission unter ihrem ehemaligen Präsidenten Jacques Delors: Ziel war es, die Regionen in den Mitgliedsländern der EU zu fördern und in ihrer regionalen Eigenständigkeit zu unterstützen. (…) Innerhalb zahlreicher EU-Staaten haben die Regionen seit den 1970er-Jahren mehr Kompetenzen erhalten. (…). In diesem Zusammenhang hat die Föderalistische Union Europäischer Nationalitäten (FUEN) das ‚Forum der europäischen Minderheitenregionen‘ ins Leben gerufen. Das Forum bietet einen Raum für den Austausch und die Analyse des Status quo in Bezug auf Minderheitenrechte und das Lernen von Best-Practice-Beispielen.“

Die Frage nach dem möglichen Potenzial der Minderheitenregionen habe ich vor einer Woche in meiner Kolumne gestellt. Jetzt möchte ich andeuten, dass zwar über 40 Millionen Menschen in der EU Minderheitensprachen sprechen und meistens in den sogenannten Minderheitenregionen leben, ihre Stimme in der EU aber nicht zählt. Obwohl es jene Regionen, in denen sprachliche oder autochthone Minderheiten leben, sind, welche die europäische Verbundenheit in besonderer Weise festigen können. Die nationalen Minderheiten sind meistens sehr offen nicht nur für die Vielfalt, sondern auch für die europäische Integration. Die Ergebnisse der letzten Wahlen in Polen haben das auch bewiesen. Dort, wo die Minderheiten zu Hause sind, haben die Europaskeptiker weniger Stimmen erhalten.

Am 1. und 2. Dezember wird in Oppeln und Kattowitz das Forum der Minderheitenregionen tagen. Das Forum ist verwurzelt in dem Glauben an Dezentralisierung einerseits und Integration der Regionen andererseits. In diesen Prozessen sehen die selbstbewussten, regionalen Gemeinschaften und die nationalen Minderheiten ihre Chance, in Europa mehr Stimmrecht zu bekommen. Das wird erleichtern, ihre sprachliche und kulturelle Andersartigkeit zu bewahren oder, wie bei uns, wiederzubeleben. Also die Verwirklichung der europäischen Idee der Einheit in Vielfalt.

Die Regionen können das besser als die Nationalstaaten, weil sie näher an den Menschen sind. Ich hoffe, dass in den beiden Dezembertagen symbolisch in Oberschlesien die ein bisschen vergessene Idee des Europas der Regionen lebendig sein wird.

Bernard Gaida

Titelfoto: Pascal Laurent/pixabay.com

Show More