Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Vor dem Krieg kann man nicht davonlaufen

Der Tag der nationalen und ethnischen Minderheiten, den die Allensteiner Gesellschaft Deutscher Minderheit am 3. Juni zum 31. Mal veranstaltete, sah scheinbar aus wie alle anderen auch. Scheinbar, denn sobald ein ukrainischer Künstler die Bühne betrat, war auch hier der Krieg im Hintergrund zu sehen.

Der Tag der Minderheiten hat zum Ziel, verschiedene Gruppen, Vereine und Vertreter nationaler und ethnischer Minderheiten zu integrieren, ihre künstlerischen Leistungen zu präsentieren und ihren kulturellen Reichtum zu zeigen. Ensembles der deutschen und der ukrainischen Minderheit nehmen seit Jahren daran teil. So auch in diesem Jahr, am 3. Juni, im Kosakengasthaus „Ataman“ in Allenstein, das malerisch an einem See liegt.

Die Gesangsgruppe „Kupskie Echo“ unterhielt bereits vor dem Betreten der Bühne die Gäste.
Foto: Lech Kryszałowicz

Die deutsche Minderheit wurde durch die Blaskapelle aus Scheufelsdorf (Tylkowo) bei Passenheim (Pasym), den Chor der Neidenburger Gesellschaft der Deutschen Minderheit sowie aus der Region Oppeln durch die Sängerin Maria Honka und die Gesangsgruppe „Kupskie Echo“ vertreten. Sie trugen bekannte und beliebte Musikstücke und Schlager vor.

Der Chor der Neidenburger Gesellschaft der Deutschen Minderheit
Foto: Lech Kryszałowicz

Zu den Vertretern der ukrainischen Minderheit gehörten die Kindertanzgruppen „Vesna“ und „Nezabudky“ aus der Grundschule Nr. 8 in Bartenstein (Bartoszyce), Liliia Maksym, eine ukrainische Studentin der Universität Ermland-Masuren (UWM), die Gedichte singt, die Kindergesangsgruppe „Suzirjaczko“ aus der Grundschule Nr. 2 in Allenstein sowie Marek und Gosza Tutko als Vertreter der lemkischen Kultur. Zum Abschluss spielte „Horpyna“, eine ukrainische Folk-Rock-Band, aus der andere ähnliche Gruppen in Polen hervorgingen, darunter die bekannte Gruppe „Enej“. Obwohl die ukrainische Musik und der Gesang wie immer rhythmisch und lebendig und die Kostüme farbenfroh und reichhaltig waren, sang fast jeder Darsteller etwas Patriotisches, das sich direkt auf den Krieg bezog.

Liliia Maksym
Foto: Lech Kryszałowicz

Neben den Darbietungen gab es auch Stände wie „Bilingua“, eine Kampagne des Hauses der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit zur Förderung der Zweisprachigkeit, „LernRAUM.pl“, ein Projekt der Stiftung für die Entwicklung Schlesiens, des Hauses der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit und des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG) zur Förderung des Deutschunterrichts, sowie Stände mit Süßigkeiten, die von Mitgliedern der Allensteiner Gesellschaft Deutscher Minderheit zubereitet wurden. Der Erlös aus diesen Ständen war für die notleidende Ukraine bestimmt.

Das Ergebnis der Arbeit des Handarbeitskreises der Allensteiner Gesellschaft Deutscher Minderheit zog durch seine Farben und Vielfalt die Blicke auf sich.
Foto: Lech Kryszałowicz

Es gab auch Stände der ukrainischen Minderheit, darunter von Tetiana Wedmediuk, die moderne Kleidung mit alten Stickereien präsentierte. An einem Stand verkaufte Nastia Glotova Souvenirs, die von ukrainischen Soldaten aus Munitionsspulen hergestellt worden waren. Nastia ist eine junge Soldatin, die in der medizinischen Versorgung dient.

„Meine Aufgabe ist es, nach sicheren Wegen zu suchen, um verwundete Soldaten von der Front zu evakuieren, ihre Wunden zu versorgen und sie abzutransportieren“, sagt sie.

Nastia dient in einer Einheit, die in Irpin, Butscha, Charkiw und jetzt in der Nähe von Bachmut gekämpft hat. Sie hat einige Tage Urlaub bekommen.

„Zuerst fühlte ich mich fremd in der normalen Welt, aber ich habe mich schnell daran gewöhnt. Am 7. Juni kehre ich an die Front bei Bachmut zurück. Habe ich Angst? Ja, ich habe Angst, aber mein Mann und die anderen Jungs sind dort geblieben. Ich muss zu ihnen zurückkehren. Ich kann sie nicht verlassen“, bekräftigt sie.

Nastia Glotova (links)
Foto: Lech Kryszałowicz

In Solidarität mit den Ukrainern sprachen auch folgende Gäste über den Krieg: Jarosław Słoma, Vorsitzender des Minderheitenausschusses im Sejmik Ermland-Masurens, Teresa Astramowicz-Leyk vom Woiwodschaftsamt, Sylwia Jaskulska, stellvertretende Marschallin der Woiwodschaft, sowie Wiktor Marek Leyk, Beauftragter des Marschalls für Minderheiten.

Am Tag der Minderheiten nahmen auch Robert Szewczyk, Vorsitzender des Allensteiner Stadtrats, Henryk Hoch, Vorsitzender des Verbandes der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren (VdGEM), und Wojciech Wrzecionkowski, Deutscher Honorarkonsul in der Woiwodschaft Ermland-Masuren, teil.

Im „Ataman“ fanden sich natürlich viele Menschen ein, darunter Mitglieder deutscher Vereine aus Osterode (Ostróda), Hohenstein (Olsztynek), Heilsberg (Lidzbark Warmiński) und Neidenburg (Nidzica) sowie viele Polen. Das Wetter trug zu einer guten Zeit bei. Die Kinder haben am meisten davon profitiert.

Lech Kryszałowicz

Der Tag der nationalen Minderheiten wurde vom Ministerium für Inneres und Verwaltung, der Selbstverwaltung der Woiwodschaft Ermland-Masuren, der Kreisgemeinschaft Stadt Allenstein aus Gelsenkirchen, dem Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales sowie dem Deutschen Generalkonsulat in Danzig (Gdańsk) finanziert.

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