Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Auf den Spuren von Günter Grass

Danzig (Gdańsk) ist immer eine Reise wert. Über 20 junge Menschen aus den Reihen der deutschen Minderheit in der Woiwodschaft Ermland-Masuren verbanden bei ihrem Ausflug am 2. September dabei das Touristische mit der Bildung. Das Angenehme war die Besichtigung von Danzig, eine Fahrt mit dem Schiff zur Westerplatte und der dort verbrachte sonnige Nachmittag, das Nützliche viele Informationen zur Stadt, ihrer Geschichte und dem engen Bezug zum kaschubischen Danziger Schriftsteller Günter Grass (1927–2015).

„Er hatte kaschubische Vorfahren, wurde in Danzig geboren, schrieb auf Deutsch unter anderem sein großes Werk ‚Die Blechtrommel‘, bekam dafür den Literatur-Nobelpreis und starb 2015“ – das war kurz gefasst das Wissen der meisten Teilnehmer des Ausflugs nach Danzig, den Marta Mularczyk vom Verband der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren (VdGEM) organisiert hatte. Der Bus sammelte die jungen Menschen in Landsberg (Górowo Iławeckie), Heilsberg (Lidzbark Warmiński), Allenstein (Olsztyn) und Osterode (Ostróda) ein, dazu die jüngste Mitfahrerin in Maldeuten (Małdyty) und den Reiseführer Lech Słodownik, der die Führung durch Danzig übernahm, in Elbing (Elbląg).

Erklärungen von Lech Słodownik
Foto: Uwe Hahnkamp

Sonne, Trubel und viel Wissen in Danzig

Der Sommer meinte es am letzten Wochenende in den Schulferien gut mit den Touristen und Einheimischen in Danzig. Unter strahlend blauem Himmel zwängte sich die junge Gruppe aus Ermland und Masuren durch die Menschenmassen, die dieses Wetter auf die Straßen der Innenstadt gelockt hatte. Trotz des Trubels gelang es Lech Słodownik die Teilnehmer zu erreichen und sie mit den Informationen zur Stadt zu fesseln. Gerade die internationale und multikulturelle Stadt, die Danzig als Hanse- und Hafenstadt, als offene Stadt stets war und heute noch ist, begeisterte die jungen Menschen so wie früher Günter Grass.

Die Gruppe vor dem Neptunbrunnen und dem Artushof
Foto: Uwe Hahnkamp

Auch wenn die Zeit keinen Abstecher zur Bank von Günter Grass in Danzig-Langfuhr zuließ: Immer wieder gab es auf dem Spaziergang Ecken, in denen das Danzig von Günter Grass zu fühlen war. Das Splittern der großen Fenster der Häuser unter dem Schrei von Oskar Matzerath in der „Blechtrommel“ kann man sich ebenso lebhaft vorstellen wie den Kampf um die Polnische Post. Die Danziger mögen ihren Ehrenbürger ebenfalls: Als er kurz vor seinem Tod seine Zugehörigkeit zu einer Einheit der Waffen-SS zugab, wurde gefordert, er solle die Ehrenbürgerschaft zurückgeben. Daraufhin sprachen sich in einer Abstimmung von Danziger Zeitungen über 80 Prozent der Befragten dafür aus, ihn als Ehrenbürger behalten zu wollen.

In der Danziger Mariengasse
Foto: Uwe Hahnkamp

Die Westerplatte einen Tag nach dem Gedenken

Ein wichtiger Abschnitt der „Blechtrommel“ ist dem Beginn des Zweiten Weltkrieges, deńr Attacke auf die Westerplatte und dem Kampf um die Polnische Post gewidmet. Einen Tag nach den Gedenkfeiern zum 1. September fuhren die jungen Menschen aus den Reihen der deutschen Minderheit in der Woiwodschaft Ermland-Masuren mit dem Schiff durch die Hafen- und Werftanlagen zur Westerplatte. Neben den noch immer hängenden polnischen Fahnen und unter dem dortigen, mit Grabkerzen und Blumen geschmückten Denkmal konzentrierten sie sich auf diesen wenig friedlichen Teil der gemeinsamen deutsch-polnischen Geschichte.

Vor dem Westerplatte-Denkmal
Foto: Uwe Hahnkamp
Friedhof für die Verteidiger der Westerplatte
Foto: Uwe Hahnkamp

Mehr Eindruck machten auf sie jedoch der schlicht gehaltene Friedhof für die Verteidiger der Westerplatte und die Schrift „Nie wieder Krieg“ zu Füßen des Hügels, auf dem das Denkmal steht. Dafür hat sich auch Günter Grass eingesetzt, gerade die deutsch-polnische Versöhnung war ein wichtiger Teil seines Lebens. So nahmen die Teilnehmer des Ausflugs neben vielen schönen Eindrücken noch die Aufforderung mit nach Hause, diesen Einsatz fortzusetzen. Er ist leider nötiger denn je.

Nie wieder Krieg: Die Gruppe um die Jugendlichen aus Ermland und Masuren auf der Westerplatte
Foto: Uwe Hahnkamp

Uwe Hahnkamp

Die Organisatoren und Teilnehmer des Ausflugs auf den Spuren von Günter Grass bedanken sich für die finanzielle Unterstützung durch das Bundesministerium des Innern und für Heimat der Bundesrepublik Deutschland unter Vermittlung des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG).

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