Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

Kolumne

Die Gedanken sind frei

Diplomatie oder …?

Vor langer Zeit habe ich im Artikel „Savoir vivre und die Moral der Diplomatie“ von Paweł A. Makowski gelesen, dass „Diplomatie sowohl Inhalt als auch Form ist. Der Inhalt bestimmt die Kunst der Diplomatie, die Form das diplomatische Handwerk. (…) Die großen, erhabenen, geistigen und moralischen Inhalte unseres Lebens machen sie zu einer großen Kunst. Wenn jedoch die Form fehlt, die von der höheren Kultur geschaffen wurde und die ihr dauerhaft und eng verwandt ist, verkümmert, verschwimmt und verschwindet der Inhalt unseres Lebens.“

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Die Gedanken sind frei

Absurd

Mit Entsetzen und Erstaunen las ich die Worte von Jarosław Kaczyński darüber, dass angeblich Polen in den Zügen in Deutschland aus den Abteilen der ersten Klasse verwiesen würden. Die Informationsquelle sind, wie er behauptet, Europaabgeordnete. Zuerst dachte ich, es sei eine Fake-News. Und doch erreicht der Grad der Absurdität, der die polnische Politik seit einigen Jahren beherrscht, unvorstellbare Höhen. Bis zu den Wahlen bleibt noch ein Jahr. Wohin fahren wir denn?

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Die Gedanken sind frei

Autoritäten gehen

Montag war der Tag der Beerdigung von Königin Elisabeth II., die das Interesse der Welt beherrschte. Die Anwesenheit von Staatsoberhäuptern war offensichtlich, die Massen von Briten, die ihr Staatsoberhaupt auf dem letzten Weg begleiten, im Prinzip auch verständlich, aber die Millionen von Menschen, die die Sendung in Ländern verfolgten, die weder mit England noch mit dem Commonwealth etwas zu tun haben, sind nicht so leicht zu erklären.

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Die Gedanken sind frei

Gemischte Gefühle

In wenigen Tagen treffen wir uns in der Breslauer Jahrhunderthalle zum Kulturfestival der deutschen Minderheit. Ich hatte die Ehre, die letzten Ausgaben zu eröffnen und habe in meinen Worten immer wieder auf die Freude an der deutschen Identitätsbildung hingewiesen, aber auch auf die Schwierigkeiten, die auf diesem Weg auftauchen und aus Schwächen der Minderheitenpolitik, der fehlenden Realisierung der Bestimmungen europäischer Dokumente oder der fortgesetzten Nichtnutzung des Potenzials der polnisch-deutschen Beziehungen bestehen.

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Die Gedanken sind frei

„Alles ist gut”?

Wieder einmal ist die Sommerzeit für mich zu einer Art Spurensuche des Deutschtums dort geworden, wo es früher Alltag war. Diesmal in Litauen und Lettland. Das fällt nun mit dem Beginn der praktischen Diskriminierung von Kindern deutscher Herkunft in ganz Polen zusammen, was uns in wenigen Tagen erwartet. Und in diesem Zusammenhang überkommt mich die traurige Überlegung, dass die Kinder durch die Kürzung des Deutschunterrichts von einer großen Kultur abgeschnitten werden, ohne die die Kultur, Architektur und Wirtschaft vieler europäischer Länder kaum vorstellbar sind.

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Die Gedanken sind frei

Zwei Welten

Heute (08.08.) haben mich in den Medien zwei Menschen mit größter Intensität erreicht: Erzbischof Alfons Nossol und Parteichef Jarosław Kaczyński. Ersterer, weil er seinen 90. Geburtstag feierte, und der zweite wegen eines kürzlich gegebenen Interviews. Eine zufällige Konvergenz und wir könnten sagen, dass die Ereignisse nicht zusammenhängen. Manchmal ist jedoch der Gegensatz das Verbindende.

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Die Gedanken sind frei

Reparationen

Das Problem der Kriegsreparationen, das – wie wir seit Jahren wissen – im Vorfeld von Wahlen in Polen immer wieder an die Oberfläche kommt, wird nun zunehmend hitzig diskutiert. Dennoch sollten wir versuchen, Abstand zu halten. Es heißt also, die Dinge im Auge zu behalten, aber ohne ein übermäßiges Engagement. Denn: Lohnt es sich, einem Thema zu viel Aufmerksamkeit zu schenken, das in Polen immer mal wieder heiß diskutiert wird, das die polnische Regierung aber seit Jahren nicht auf die Tagesordnung der Gespräche mit der Bundesregierung gesetzt hat? Vermutlich weil erfahrene Diplomaten wie auch viele Experten auf diesem Gebiet sehr wohl wissen, dass es dafür keine Rechtsgrundlage gibt, aber auch, weil die materielle Verantwortung im Gegensatz zur moralischen Verantwortung für Kriegsverbrechen auf beiden Seiten trockenes Kalkül erfordert.

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Die Gedanken sind frei

Schädlicher Populismus

Im Prinzip bilden die Beiträge, die hier erscheinen, keine Textreihe, aber ich mache jetzt eine Ausnahme. Letzte Woche habe ich bedauert, dass ich mein Feuilleton notgedrungen vor der Sitzung des Ausschusses für nationale und ethnische Minderheiten des polnischen Sejm am Dienstag geschrieben habe, da ich sie nicht kommentieren konnte. Ich wusste jedoch, dass der Bildungsminister die Sitzung wieder einmal boykottieren und einen Beamten schicken würde, der seine Haltung zur staatlichen Politik gegenüber nationalen Minderheiten zum Ausdruck bringt. Ich wusste auch, dass die Diskriminierung eigener Bürger mit der angeblichen Ungerechtigkeit gegenüber den Polen in Deutschland gerechtfertigt werden würde, die im Gegensatz zur deutschen Minderheit Polen verlassen hatten.

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Die Gedanken sind frei

Atavismus?

Heute, da ich mich hinsetze, um diesen Text zu schreiben, bedaure ich, dass er am Dienstag in der Redaktion sein muss, was bedeutet, dass er am Montag geschrieben wird. Morgen (19.07.) findet nämlich eine weitere Sitzung des Parlamentarischen Ausschusses für nationale und ethnische Minderheiten statt, bei der die Antwort auf das Desiderat des Gremiums zur Diskriminierung deutscher Kinder an polnischen Schulen durch die polnische Regierung diskutiert wird.

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Die Gedanken sind frei

Nur der Himmel ist geblieben

Das Buch „Alles, was wir nicht erinnern“ von Christiane Hoffmann ist in diesem Jahr erschienen und erreicht schon die 3. Auflage. Der Untertitel erklärt die Idee des Buches oder besser gesagt, das Unterfangen der Autorin: „Zu Fuß auf dem Fluchtweg meines Vaters“. In einem Europa, das von unterschiedlichen Strömen von Flüchtlingen durchzogen ist, wundert die Popularität des Buches nicht. Tatsächlich kann man beim Lesen des schönen literarischen Werks zwischen der Flucht auf einem Pferdewagen bei ständigem Informationsmangel über die Nächsten, über die Front, über die Lage in der Heimat direkt vergleichen mit der Flucht in Autos und Zügen, mit Internet und dem Überfluss an Informationen. Aber Flucht bleibt immer Leid, Verbitterung, Verlust und Sehnsucht, Ratlosigkeit, Trennung von den Männern und Vätern.

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