Bei den Feiern zur Übergabe dreier Kirchenglocken an Kirchen in der heutigen Woiwodschaft Ermland-Masuren war auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann als prominentes Mitglied der Gruppe der Diözese Rottenburg-Stuttgart anwesend (wir berichteten). In Frauenburg (Frombork) kam es dabei zu einer länder-, regionen- und religionsübergreifenden Begegnung im Gedenken an die Flucht vieler Ostpreußen über das Frische Haff und in Hoffnung auf einen zukünftigen Frieden.
André Schmeier
Am 24. und 25. Juni ging mit der Übergabe dreier Kirchenglocken in Elbing (Elbląg), Frauenburg (Frombork) und Siegfriedswalde (Żegoty) eine Phase des Projekts „Friedensglocken für Europa“ der katholischen Diözese Rottenburg-Stuttgart zu Ende. Auf Initiative von Bischof Dr. Gebhard Fürst werden sogenannte Leihglocken, die in Kirchen seiner Diözese hängen, an ihre früheren Heimatkirchen zurückgegeben. Die Delegation um Bischof Fürst wurde dabei von Baden-Württembergs – aus dem Ermland stammenden – Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann begleitet.
Kurz vor Frühlingsbeginn und der damit verbundenen Sehnsucht nach Wärme stand in Gdingen (Gdynia) am 18. März noch ein Termin an, der es den Gästen jedes Jahr kalt den Rücken herunterlaufen lässt. Zum inzwischen 27. Mal erinnerte nämlich der Bund der Deutschen Bevölkerung in Gdingen an die Opfer der Schiffskatastrophen am Ende des Zweiten Weltkrieges, bei denen mit den Versenkungen der „Wilhelm Gustloff“, der „Steuben“ und der „Goya“ in den Wellen der Ostsee über 20.000 Menschen ihr Leben verloren.
Vor zwei Wochen mussten die deutsche Minderheit in Ermland und Masuren und die in Deutschland lebenden ehemaligen Einwohner des südlichen Ostpreußen von einem ihrer bekanntesten Repräsentanten und Aktiven Abschied nehmen. Am 19. Januar verstarb im Alter von 89 Jahren Herbert Monkowski, der langjährige Vorsitzende der Kreisgemeinschaft Allenstein-Land.
Zwei Wochen vor dem ersten Advent und damit am vorletzten Sonntag des Kirchenjahres findet traditionell der Volkstrauertag statt, der in Deutschland sowie weltweit bei den deutschen Auslandsvertretungen und den deutschen Minderheiten begangen wird. In Ermland und Masuren organisiert die Allensteiner Gesellschaft Deutscher Minderheit (AGDM) jedes Jahr eine entsprechende Gedenkveranstaltung auf dem Ehrenfriedhof am Jakobsberg in Allenstein.
Am 6. April beging Domherr André Schmeier, der katholische Seelsorger der deutschen Minderheit in Ermland und Masuren, sein 25-jähriges Priesterjubiläum. Aus diesem Anlass unternimmt er eine Wallfahrt auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela. Vor seinem Aufbruch am 1. Mai haben wir mit ihm gesprochen.
Vor mittlerweile 77 Jahren sanken die drei Flüchtlingsschiffe „Wilhelm Gustloff“, „Steuben“ und „Goya“ – torpediert von russischen U-Booten – in den Wellen der Ostsee und rissen dabei mehr als 20.000 Menschen in den Tod. Daran wurde zum inzwischen 26. Mal in Gdingen auf einer Feier erinnert. Aber auch der Opfer des aktuellen Krieges wurde gedacht.